July 8, 2020

Das Geheimnis um die Sitzbeinhöcker

Gesundes Wissen für Reiter und Pferd!

Hast du dir schon einmal die Frage gestellt, welche Rolle deine Sitzbeinhöcker beim Reiten spielen? Wofür du deine Sitzbeinhöcker beim Reiten eigentlich brauchst und warum sie so wichtig sind?

Reiten lernen - Das Geheimnis der Sitzbeinhöcker

So soll es sein - so kann es bleiben - so hab ich es mir gewünscht!

Gut ausgebildete Reiter können im Sattel  jederzeit ihre Sitzbeinhöcker spüren. Sie wissen genau, wo sich diese befinden und wohin sie zeigen. 

Ein solcher Reiter, achtet peinlich genau darauf die Sitzbeinhöcker nicht so stark zu belasten, dass sie sich wie Pfennigabsätze in den empfindlichen Rücken des Pferdes bohren. 

Durch eine >> aufrechte Haltung << in Mittelpositur, befindet sich der Oberkörper über den Sitzbeinhöckern, welche die wichtigste Verbindung zum Pferd darstellen. 

Das unbewusste Problem - die fehlende Verbindung! 

Die meisten Reiter neigen entweder zum Rundrücken oder zum Hohlkreuz, mit der Folge, dass ihre Sitzbeinhöcker nach vorn oder nach hinten zeigen.

Den allerwenigsten ist klar, wie wichtig es ist, das Becken so auszurichten, dass die Sitzbeinhöcker nach unten zeigen. 

Der ein oder andere fragt sich jetzt vielleicht: „Wie kann ich meine Sitzbeinhöcker spüren?” oder „Warum kann ich meine Sitzbeinhöcker nicht spüren” ?

Wie leicht oder schwer die Sitzbeinhöcker zu erfühlen sind, hängt vom jeweiligen Reiter und dessen Po ab. Auch die Gewichtsverteilung zwischen Po, Oberschenkel und Steigbügel spielt eine wichtige Rolle. 

Bei manchen Reitern ist der Po so wenig gepolstert, dass oft zu viel Gewicht auf den Sitzbeinhöckern lastet. Andere haben so viel Masse zwischen den Sitzbeinhöckern und dem Sattel, dass sie Mühe haben, diese Knochen zu spüren. 

Manchmal sind auch die Muskeln in diesem Bereich so angespannt, dass die Reiter sich geradezu selbst aus dem Sattel heben und die Sitzbeinhöcker gar keinen Kontakt zum Sattel haben. 

Wieder andere spüren ihre Sitzbeinhöcker kaum oder gar nicht, weil sie zu viel Gewicht in ihre Steigbügel bringen. Dadurch werden Knie- und Hüftwinkel zu gerade, der Po und damit auch die Sitzbeinhöcker werden aus dem Sattel gedrückt. 

5 Tipps für eine bessere Verbindung zum Pferd vom Sattel aus! 

Mit diesen 5 Übungen hast du keine Probleme mehr deine Sitzbeinhöcker bewusst wahrzunehmen und effektiv einzusetzen. 

#1 - Mache dir deine Sitzbeinhöcker mithilfe deiner Hände bewusst

Achte darauf, die Muskeln zwischen Sitzbeinhöcker und Sattel loszulassen. Übe, diese Muskeln anzuspannen und wieder zu entspannen, bis dir der Unterschied wirklich bewusst und klar ist. 

Es kann dir eine große Hilfe sein, dich dazu auf deine Hände zu setzen, und zwar mit den Handflächen nach oben. 

Verena Jennewein

Verena Jennewein mit Reitschülerin Patrizia 

Unsere Handflächen sind sehr gefühlvoll und lassen uns dadurch mehr spüren als die Handrücken. 

Personen ohne größere Gebrechen oder Verletzungen sollten nun ihre beiden Sitzbeinhöcker deutlich spüren. 

Falls du trotz aller Mühe einen Sitzbeinhöcker nicht spüren kannst, hebe ein Knie ein paar Zentimeter an. 

Den “fehlenden” Sitzbeinhöcker solltest du nun auch spüren können. Jetzt musst du nur noch herausfinden, wie du dein Bein wieder an die richtige Stelle bringen und trotzdem den Sitzbeinhöcker auf dem Stuhl und später auch im Sattel fühlen kannst. 

Keine Sorge, es kommt häufiger vor, dass man den einen Sitzbeinhöcker deutlicher spüren kann als den anderen. Das hängt mit unserer natürlichen Schiefe zusammen. Genau wie unsere Pferde sind auch wir nicht von Natur aus völlig geradegerichtet.

Steigen wir allerdings auf ein Pferd auf und möchten dieses Gymnastizieren und Geraderichten, sollten wir für uns und unser Pferd versuchen in Balance zu sitzen und unsere Sitzbeinhöcker gleichmäßig zu belasten. 

#2 - Vom Rundrücken zum Hohlkreuz zur Mittelpositur

Um ein Gefühl für die richtige Position zu erhalten, gehst du immer vom Falschen zum Richtigen.

Rundrücken

Hohlkreuz

Bewege dich vom extremen Rundrücken zum übertriebenen Hohlkreuz bevor du deine Sitzbeinhöcker nach unten ausrichtest und in die aufrechte Mittelposition zurückkommst. 

Am besten übst du das zu Hause vor dem Spiel auf einem festen Stuhl. Natürlich kann dir auch eine zweite Person helfen und dir sagen, wann genau du gerade sitzt, damit du ein Gefühl bekommst, wann deine Sitzbeinhöcker wirklich gerade nach unten zeigen.  

#3 - Ein Spiel zwischen An- und Entspannung

Fange allmählich an, deine Gesäßmuskeln anzuspannen. Die Anspannung sollte an der Außenseite jedes Sitzbeinhöckers beginnen und ein Polster schaffen, das kreisförmig um den Knochen herum ein Stück nach hinten reicht. 

Wahrscheinlich kannst du die Muskeln nicht allzu sehr anspannen, bevor das Polster unter den Sitzbeinhöcker rutscht und dich aus dem Sattel oder vom Stuhl hochdrückt.

Wenn das passiert, bist du zu weit gegangen.

Entspanne die Muskulatur wieder und fang von vorne an. Versuche diesmal an dem Punkt zu stoppen, an dem du das Polster außerhalb des Sitzbeinhöckers aber auch den Sitzbeinhöcker selbst noch spüren kannst. 

Das Muskelpolster vergrößert die Unterstützungsfläche und die Sitzbeinhöcker verursachen weniger Druck und stehen selbst auch unter weniger Druck. 

Wenn du dich in der Vergangenheit zu sehr aus dem Sattel herausgedrückt hast, musst du lernen mehr Loszulassen und deine Gesäßmuskulatur ein wenig mehr zu entspannen, damit du deine Verbindung zum Pferd - die Sitzbeinhöcker - nicht verlierst. 

Dazu gehört ein bisschen Übung, und zu Anfang wirst du entweder auf deinen Sitzbeinhöckern sitzen, ohne Polster, oder auf den Polstern, ohne Sitzbeinhöcker. 

Mit der Zeit wirst du feststellen, dass der Gesäßmuskel größer und stärker wird und du ihn anspannen kannst, ohne dich aus dem Sattel zu heben. Du wirst die Verbindung zum Pferd nicht mehr verlieren. 

Vergiss also nicht: Die zwei wichtigsten Variablen sind die Richtung, in die die Sitzbeinhöcker zeigen, und wie die Gesäßmuskeln, zwischen total losgelassen, aus dem Sattel drücken, und als ringförmiges Polster um Außen- und Rückseite der Sitzbeinhöcker liegend variieren. 

#4 - Nutze deine Zeit sinnvoll

Nutze die Zeit, wenn du spazieren reitest, um dir über die Stellung deines Beckens und die Ausrichtung deiner Sitzbeinhöcker bewusst zu werden. 

Das ist eine kostbare Zeit, um Veränderungen zu verinnerlichen - vergeude sie nicht damit, indem du im Gelände einfach “abschaltest”. 

Wenn du auf dem Reitplatz bist, bitte um Feedback von außen. Auch ein Nichtreiter kann lernen, darauf zu achten, ob sich dein Schambein, dein Bauchnabel, deine Brust- und dein Schlüsselbein in einer geraden Linie befinden und ob du wohl auf den Füßen landen würdest, wenn er dir das Pferd unter dem Sattel wegziehen würde.

#5- Verteidige nicht deine gewohnte Position 

Vielleicht bist du in Versuchung, das Feedback von außen in Frage zu stellen und deine Verrenkungen zu verteidigen. Mach das bitte nicht, nur weil sich deine “alte” Position noch normaler und vernünftiger anfühlt als die merkwürdigen neuen Veränderungen. 

Eine Videokamera könnte dir helfen, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Am besten wäre eine Kamera mit kleinem Bildschirm, damit du direkt an Ort und Stelle vergleichen kannst, wie es sich anfühlt und wie es aussieht. 

Die Wanless Methode hilft dir deinen Reitersitz effektiv zu verbessern. Mit dieser Methode kannst du zum Beispiel deinem Pferd vermitteln, über den Rücken zu gehen. 

Es ist kein neuer Reitstil, sondern eine sehr gute und vor allem nachvollziehbare Sitzschulung für Anfänger und Fortgeschrittene.



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