Freiarbeit ist wohl die beeindruckendste Art der Bodenarbeit mit Pferden. Spätestens seit dem Film Ostwind gibt es kaum einen Pferdemenschen, der Freiheitsdressur nicht zumindest einmal ausprobieren möchte. Wir verraten dir in diesem Artikel, wie du mit deinem Pferd beginnen kannst.
In diesem Artikel
- zeigen wir dir, wie Freiheitsdressur das Vertrauen stärkt,
- erklären wir dir, wie Freiarbeit das Reiten verbessert,
- stellen wir dir 3 Trainer für Freiheitsdressur vor,
- zeigen wir dir, wieso Freiarbeit deinem Pferd die Motivation zurückgeben kann,
- geben wir dir einige Ideen an die Hand, mit denen du direkt starten kannst,
- und verraten dir weitere nützliche Tipps!
Freiarbeit ist eine Form der Bodenarbeit, bei der mit dem Pferd gänzlich ohne Halfter, Strick oder dergleichen gearbeitet wird. Das geht vom freien Folgen über freies Zirkeln bis hin zu Zirkuslektionen wie dem Steigen.
Vorteile der Freiarbeit für dich und dein Pferd
Freiarbeit wird von vielen als willkommene Abwechslung in der Pferdeausbildung gesehen. Doch das ist nur einer von vielen Vorteilen, die die Freiheitsdressur mit sich bringt. Sie schult dein Auge und gibt dir dadurch mehr Verständnis für die Körpersprache deines Pferdes. Dadurch kannst du Probleme schneller erkennen und dich besser in dein Pferd hineinversetzen.
Mit diesem einmaligen 5 Schritte Trainingsprogramm, wird sich die Beziehung zu deinem Pferd für immer verändern.
Erfahre, wie du durch das Freie Zirkeln in nur wenigen Trainingseinheiten, zu einem echten Team mit deinem Pferd heranwächst.
Freiarbeit bedeutet vertrauen müssen. Sowohl für den Menschen, als auch für das Pferd. Außerdem kann sie gleichzeitig die Beziehung zwischen dir und einem Pferd verbessern. Kein Wunder also, dass viele Mädchen auf Instagram Freiheitsdressur für sich entdeckt haben. Und keine Sorge: Alle Menschen können Freiarbeit lernen!
Freiheitsdressur stärkt das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd
Welcher Reiter wünscht sich nicht, sein Pferd einfach auf Kommando ablegen zu können und sich dann einfach daneben legen zu können? Um solche Aufgaben meistern zu können, benötigt es zwischen Pferd und Mensch Verständnis und ein Vertrauensverhältnis. Doch wie genau ist so etwas möglich?
Während der Freiarbeit hat der Mensch deutlich weniger Kontrolle über das Pferd, als er bei der Arbeit mit einem Strick hätte. Er muss lernen, seine Hilfen klar und deutlich zu geben, damit das Pferd diese problemlos verstehen kann. Denn eine Korrektur ist nur mit reiner Körpersprache möglich.
Auf diese Art und Weise kann der Mensch zusammen mit seinem Pferd Schritt für Schritt lernen, sich gegenseitig besser zu verstehen und zu einem Team zusammenzuwachsen. Vor allem der Mensch lernt dabei, feiner mit seiner Hilfengebung zu werden und die Reaktionen seines Pferdes besser im Blick zu haben.
Freiarbeit verbessert das Reiten
Wie beinahe jede Art von Bodenarbeit wirkt sich auch Freiarbeit positiv auf das Reiten deines Pferdes aus. Das Vertrauen deines Pferdes wird durch die Freiarbeit gestärkt, was dafür sorgt, dass es in schwierigen Situationen besser zu kontrollieren sein wird. Gerade im Gelände kann das Pferd und Reiter Sicherheit geben.
Viele Lektionen, die dein Pferd später beim Reiten ausführen soll, können bereits in der Freiarbeit spielerisch erarbeitet werden. Doch nicht nur dein Pferd lernt dabei dazu. Du bist gezwungen, mit feinen Hilfen zu arbeiten, da sich dein Pferd bei groben Einwirkungen einfach entziehen kann. Dabei trainierst du nicht nur die reine Hilfengebung, sondern sowohl die Dosierung, als auch das Timing der Hilfen.
Wieso Freiarbeit deinem Pferd die Motivation zurückgeben kann
Durch die pferdegerechte Kommunikation auf Augenhöhe, fühlen sich viele Pferde besser verstanden. Während der freien Arbeit bietet man ihnen die Möglichkeit, selbst mitzuentscheiden. Weswegen sie sich auch häufig deutlich fairer behandelt fühlen. Kein Wunder also, dass ihre Motivation zur Mitarbeit oft höher als bei anderen Arten von Training ist.
Bei der Freiheitsdressur entwickeln viele Pferde einen für ihre Besitzer ungewöhnlichen Eifer. Der Spaß am Lernen, die dein Pferd hier entwickeln kann, kann sich auch nach und nach auf die gesamte Pferdeausbildung übertragen. Manche Pferde beginnen auch plötzlich damit, Lektionen anzubieten, die man zuvor noch recht erfolglos mit Halfter und Strick versucht hat zu üben.
In dem folgenden Video erklärt euch Sophia Sedlmeier, wie sie ihre Pferde frei arbeitet.
Erste Schritte zur Freiarbeit mit deinem Pferd
Um mit der Freiarbeit zu beginnen, gibt es verschiedene Wege. Doch egal, wie du beginnst: Übe in einer Umzäunung! Dadurch erleichterst du dir nicht nur das Training, sondern musst auch nicht Angst davor haben, dass dein Pferd sich erschreckt und davon läuft. Es empfiehlt sich hierfür einen Roundpen zu nutzen.
Ein Roundpen ist hierbei deutlich besser geeignet, als ein Reitplatz. Falls du allerdings nur eine Halle oder einen Reitplatz zur Verfügung hast, empfiehlt es sich, diesen abzuteilen, in dem du zum Beispiel eine Litze spannst. Dadurch hat dein Pferd weniger Möglichkeiten sich dir zu entziehen und dir wird nicht so schnell die Puste ausgehen.
Je nach Trainingsstand von Mensch und/oder Pferd empfiehlt es sich, manche Übungen zuerst am Seil auszuprobieren. Dadurch hast du im Fall der Fälle die Möglichkeit, dich verständlicher auszudrücken. Wenn deine Körpersprache noch etwas schwammig ist, kann dein Pferd so leichter verstehen, was du damit ausdrücken willst. Außerdem kann dir das Seil helfen, wenn zu viele Reize von außen dein Pferd ablenken. Beispielsweise die Tatsache, dass andere Pferde gerade auf die Weide gebracht werden.
Was ist ein Roundpen und wie kann er dir nützen?
Ein Roundpen ist wohl am ehesten mit einem Longierzirkel zu vergleichen. Es handelt sich dabei um einen runden, eingezäunten Platz. In der Regel liegt der Durchmesser bei 15 bis 20 Metern. Die Einzäunung ist stabil genug, um eine freie Arbeit mit dem Pferd zu ermöglichen. Durch die runde Form wird verhindert, dass sich ein frei laufendes Pferd in eine Ecke zurückziehen und somit dem Menschen entziehen kann.
Einen Roundpen kannst du zum Beispiel mit Panels auch selbst bauen. Wichtig ist hierbei, dass der Boden rutschfest und griffig ist, um ein Ausrutschen des Pferdes zu vermeiden. Während der Freiarbeit kann es passieren, dass das Pferd abrupt die Richtung wechselt oder plötzlich anhält.
Auch, wenn es in diesem Artikel unseres Blogs um Freiarbeit geht, möchten wir an dieser Stelle anmerken, dass ein Roundpen auch zum Longieren und Reiten genutzt werden kann. Durch die runde Form kann das Pferd durchgehend in Biegung geritten werden.
Kommunikation durch Körpersprache für Pferdemenschen
Pferde kommunizieren durch Körpersprache. Darum ist es für uns Menschen wichtig, diese nicht nur verstehen zu können, sondern auch selbst einzusetzen. Grundsätzlich ist pferdisch von jedem erlernbar, es erfordert allerdings einiges an Übung und Achtsamkeit.
Viele Menschen senden den Pferden unbewusst Signale und wundern sich, weshalb ihr Pferd nun so reagiert, wie es reagiert. Diese unbewussten Signale entstehen häufig durch Emotionen. Deine Gedanken spielen dabei also eine große Rolle.
Übung für deine Körpersprache
Stelle dich aufrecht hin und verteile dabei dein Gewicht gleichmäßig auf deine beide Beine. Schließe die Augen und atme gleichmäßig. Wenn du entspannt bist, ist die Vorbereitung abgeschlossen, und du kannst mit der Übung beginnen.
Stelle dir nacheinander unterschiedliche Begebenheiten vor und achte darauf, wie dein Körper darauf reagiert. Welche Signale versendest du automatisch? Richtest du dich weiter auf, machst dich groß? Machst du vielleicht sogar einen Schritt nach vorne? Hebst du deine Hände?
Bist du dir nicht sicher, ob du alles bemerkt hast? Dann filme dich gerne dabei, um zu kontrollieren, ob du richtig gelegen hast. Alternativ kannst du die Übung auch mit jemanden zusammen machen, der dir alles an Signalen aufzählen soll, die er an dir bemerkt hat.
Ausrüstung für die Freiarbeit mit Pferden
Obwohl man bei der Freiheitsdressur auf Halfter und Strick verzichtet und dem Pferd dadurch möglichst viel Freiheit gewehrt, gibt es einen Ausrüstungsgegenstand, auf den du besser nicht verzichten solltest. Die Rede ist von einer Verlängerung deines Armes. Das kann ein Stick sein, wie man ihn aus dem Natural Horsemanship kennt, oder alternativ eine Gerte oder Bogenpeitsche.
Der Stick dient dazu, das Pferd zu touchieren oder zu treiben. Damit kannst du deinem Pferd zum Beispiel problemlos verständlich machen, dass es mit der Hinterhand weichen soll, während du selbst neben dem Pferdekopf stehst. Dadurch erleichterst du dir und deinem Pferd das Erlernen von neuen Lektionen.
3 Trainer für Freiheitsdressur mit Pferden
Selbst Menschen mit jahrelanger Pferdeerfahrung sind bei Freiarbeit oft erstmal unsicher. Darum ist es, wie auch beim Reiten, empfehlenswert, dir jemanden zu suchen, der dir alles erklärt, was du wissen musst. Damit du einen kleinen Überblick über die vielen Trainer bekommst, möchten wir dir in diesem Artikel auch 4 Trainer genauer vorstellen.
Falls es in deiner Nähe keinen geeigneten Ausbilder gibt, kannst du es natürlich auch einfach selbst probieren. Wenn du willst, können wir dir dabei mit unserer Videoanleitung helfen.
Thomas Günther – Mit Gefühl und Spaß zum Erfolg
Die Arbeit mit Pferden bietet unendlich viele Möglichkeiten.
THOMAS GÜNTHER
Er möchte eine Brücke zwischen Natural Horsemanship und professionellem Westernreitsport bilden. Ihm ist es wichtig, dass die Menschen lernen, besser mit Pferden zu kommunizieren und sich für die vielen Möglichkeiten in der Pferdeausbildung unabhängig von der Disziplin öffnen.
Mit seiner Videoanleitung “Catch-me-if-you-can” hat Thomas einen Plan ausgearbeitet, mit dem jeder Reiter mit Leichtigkeit lernen kann, sein Pferd jederzeit zu sich zu rufen. Ganz egal ob auf dem Reitplatz oder mitten auf der Weide.
Kenzie Dysli – Schauspielerin und Trainerin
Kenzie Dysli ist mit ihren 30 Jahren die jüngste Pferdetrainerin in unserer Aufzählung. Sie lebt und arbeitet auf der Hacienda “Buena Suerte” in Andalusien. Trotz ihres jungen Alters ist diese Frau im Bereich der Freiarbeit nicht mehr wegzudenken.
Bekannt wurde Kenzie Dysli vor allem durch die Filme, in denen sie und ihre Pferde mitgewirkt haben. Schließlich waren es ihre Pferde, die die Hauptrollen im Film Ostwind übernommen hatten. Ihre Arbeit war für viele Reiter die Inspiration dazu, sich näher mit Bodenarbeit und Freiheitsdressur zu beschäftigen.
Pferde bedeuten für mich Leben!
KENZIE DYSLI
Kenzie begeistert nicht nur mit ihrer harmonischen und spielerischen Freiheitsdressur, sondern auch mit dem freien Reiten, ohne Sattel und Trense. Die berühmte Pferdefotografin Gabriele Boiselle bezeichnet sie als Phänomen und hat ihr ein Buch gewidmet.
Pat Parelli – Vom Rodeoreiter zum Pferdeflüsterer
Der amerikanische Pferdetrainer und ehemalige Rodeoreiter Pat Parelli gilt als sogenannter Pferdeflüsterer. Bereits seit mehr als 30 Jahren arbeitet er in diesem Bereich und ist mittlerweile weltweit berühmt.
1981 hat er sein Programm Parelli Natural Horse-Man-Ship (kurz PNH) gegründet. Es basiert auf dem natürlichen Pferdeverhalten, das Pferde in einer Herde zeigen. Ziel ist es für den Menschen ein Teil der Herde, statt eines außenstehendem Raubtieres zu sein. Vor allem die 7 Spiele sind mittlerweile vielen Menschen ein Begriff.
Wenn du das Seil wegnimmst, bleibt nichts als die Wahrheit.
PAT PARELLI
Seine gewaltfreie Methode basiert auf Partnerschaftlichkeit, Harmonie, Bereitwilligkeit und Teamwork. Einschüchterung oder gar Gewalt lehnt er entschieden ab. Ihm ist der Aufbau einer freundschaftlichen Beziehung mit Pferden wichtig.
3 Ideen, um mit dem Projekt “Freiarbeit Pferd” zu starten
Falls du Lust bekommen hast, direkt mit der Freiheitsdressur zu starten, wollen wir dir hier auf unserem Blog auch noch direkt ein paar Übungen an die Hand geben, mit denen du direkt loslegen kannst. Die Aufgaben sind nach Schwierigkeitsgrad sortiert. Du solltest also am besten mit der ersten davon beginnen.
Du benötigst dafür im Grunde nichts weiter als dein Pferd, eine Gerte und einen umzäunten Platz, wie einen Roundpen. Stehen du und dein Pferd noch am Anfang, empfiehlt es sich, die Übung zuerst mit Halfter und Strick auszuprobieren. Wenn du das alles hast, kannst du direkt vom Boden aus mit der Arbeit mit deinem Pferd beginnen.
Mit genug Übung kann man Freiarbeit auch mitten auf der Wiese machen
Freies Folgen ohne Strick
Auch wenn es anfangs vielleicht etwas widersprüchlich klingen mag, solltest du zu Beginn die Sache erst einmal ruhig angehen und die Übung zuerst am Strick üben. Dadurch kannst du die Richtung und Bewegung deines Pferdes korrigieren, wenn die Kommunikation durch deine Körpersprache noch etwas ungenau ist.
Dein Pferd sollte immer neben, nicht vor oder hinter dir laufen
Führe dein Pferd am durchhängenden Strick im Roundpen umher. Wechsle dabei häufig die Richtung und führe es nicht nur auf dem Hufschlag, sondern achte auf einen Wechsel zwischen Kurven und einer geraden Linie. Dein Pferd sollte stets neben dir laufen, denn läuft es hinter dir, kannst du nicht mehr genau sehen, was es tut, was eine schnelle Reaktion für dich schwierig machen wird.
Sobald das Führen auch in höheren Gangarten funktioniert, kannst du das Bodenarbeitsseil abmachen
Verändere immer wieder das Tempo beim Gehen, halte zwischendurch an und gehe auch mal rückwärts. Dein Pferd soll auch hier immer neben dir bleiben. Korrigiere es mit Strick oder Gerte, wenn es noch nicht ganz versteht, was du von ihm willst. Bleibe dabei aber stets sanft und halte dich an den Grundsatz: So wenig wie möglich, so viel wie nötig.
Klappen die Führübungen problemlos am durchhängenden Bodenarbeitsseil sowohl im Schritt, als auch im Trab und Galopp, kannst du es abnehmen und die Übungen wiederholen. Bleibt dein Pferd weiterhin bei dir, kannst du ihm nun das Halfter abnehmen. Folgt es dir nun immer noch bereitwillig, hast du diese Aufgabe erfolgreich gemeistert.
Hinterhand weichen lassen
Um die Hinterhand deines Pferdes weichen zu lassen, fixiere sie mit deinem Blick und mache einen Schritt auf dein Pferd zu. Sollte es nun bereits ausweichen, lobe es. Reagiert es noch nicht, kannst du nun die Touchiergerte oder deine Hand benutzen. Sobald dein Pferd reagiert, lobe es.
Nach und nach kannst du daraus eine komplette Hinterhandwendung entstehen lassen. Sobald die Bewegung mit der Sicherung durch ein Bodenarbeitsseil mit Leichtigkeit klappt, kannst du die Übung auch ohne versuchen.
Mit etwas Übung reicht ein Blick, um die Hinterhand weichen zu lassen
Vorhand weichen lassen
Im Grunde ist das Weichen der Vorhand der vorhergehenden Übung sehr ähnlich. Diesmal konzentrierst du dich aber auf die Schulter des Pferdes. Lass das Bodenarbeitsseil so lange, dass dein Pferd problemlos die Möglichkeit hat, sich von dir abzuwenden.
Erhöhe auch hier schrittweise den Druck, indem du mit einem Blick beginnst, dann langsam aber energisch näher ran gehst, und schließlich, als letzte Maßnahme, dein Pferd touchierst. Macht dein Pferd seine Sache gut, vergiss nicht, es zu loben.
Beginne noch heute mit der Freiarbeit!
Gastbeitrag von Christine Rödl
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