Das Aufhalftern und von der Koppel holen ist der Beginn der Kommunikation und der Fremdbestimmung durch den Menschen.
Die Fremdbestimmung durch den Menschen sollte für ein Reitpferd ganz selbstverständlich sein, ohne dass das für das Pferd mit negativem Stress verbunden ist.
Häufige Probleme beim Aufhalftern, ihre Ursachen & Lösungen!
Da wir in letzter Zeit viele Anfragen von verzweifelten Reiterinnen bekommen, möchte ich ein sehr wichtiges Thema in diesem Artikel ansprechen – das Aufhalftern!
Mich erreichen fast täglich Hilferufe zu folgenden Problemen:
- Mein Pferd rennt auf der Koppel vor mir davon!
- Mein Pferd streckt den Kopf in unerreichbare Höhen, um dem Halfter zu entkommen!
- Mein Pferd lässt sich nicht an den Ohren anfassen!
- Mein Pferd möchte seine Herde nicht verlassen und bleibt einfach stehen!
- Mein Pferd dreht mir in der Box die Hinterhand zu und droht mir!
Diese Probleme deuten immer darauf hin, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Pferde sind nicht in der Lage “frech” zu sein. Das ein Pferd frech ist und etwas mit Absicht macht, ist eine rein menschliche Vorstellung und die einfachste Erklärung.
Es gibt immer einen logischen Grund für das Pferd, ein gewisses Verhalten zu zeigen.
Die Reaktion eines Pferdes ist kein reflektiertes, bewusstes Verhalten. Durch gesammelte Erfahrungen und Erkenntnisse hat es gelernt, wie es sich bei bestimmten Reizen optimalerweise verhalten sollte.
Welche möglichen Ursachen kann es also geben, weshalb sich ein Pferd nicht (mehr) aufhalftern lassen möchte?
Mit diesem einmaligen 5 Schritte Trainingsprogramm, wird sich die Beziehung zu deinem Pferd für immer verändern.
Erfahre, wie du durch das Freie Zirkeln in nur wenigen Trainingseinheiten, zu einem echten Team mit deinem Pferd heranwächst.
- leidet an Schmerzen. (Zerrungen, Entzündungen, Blockaden, Verspannungen, Verklebungen)
- fühlt sich ohne Herde nicht sicher!
- hat schlechte oder gar keine Erfahrungen mit dem Menschen gemacht.
- hat kein Interesse an den Menschen!
- empfindet Frust, Stress oder Langeweile während dem Training.
Der Mensch:
- hat eine innere Anspannung/Unruhe, welche vom Pferd aufgenommen wird!
- riecht stark nach Rauch, Parfüm oder einen anderen, für das Pferd unangenehmen Geruch!
- trainiert mit einem für das Pferd unpassenden & unbequemen Equipment.
- belastet das Pferd durch einen unausbalancierten Reitersitz und bringt es aus der Balance!
Die Liste könnte noch weiter gehen…
Einige Beispiele aus der Paxis:
Beispiel 1 – Pferd droht in der Box
- Das Pferd steht in der Box: Der Mensch kommt und möchte das Knotenhalfter anziehen. Beim letzten Mal hat das Knotenhalfter aber Schmerzen im Genick ausgelöst, weil der Mensch zu fest daran gezogen hat. Das Pferd dreht dem Menschen die Hinterhand zu und droht.
- Beispiel 2 – Pferd flüchtet auf der Koppel: Das Pferd steht auf der Weide. Der Mensch kommt gestresst von der Arbeit und möchte das Pferd reiten. Das Pferd schaut auf, sieht den Menschen seine Körperspannung und bemerkt die große innere Anspannung. Beim letzten Mal war der Mensch in dieser Stresssituation beim Reiten sehr stark mit der Hand – Schmerzen im Mund. Das Pferd rennt davon.
- Beispiel 3 – Pferd kommt nich mit: Das Pferd ist auf der Weide und frisst entspannt Gras. Der Mensch kommt und möchte mit dem Pferd arbeiten. Aber der Sattel passt nicht. Das Pferd hat jedes Mal Schmerzen, wenn es geritten wird. Es verknüpft den Menschen mit dem unpassenden Sattel und möchte dem Reiter nicht von der Koppel folgen.
Lösungen für Probleme beim Aufhalftern!
Ändere dein Verhalten!
Das Pferd ist ein Fluchttier und der Mensch ist ein Jäger. Wir sehen nicht nur so aus, wir verhalten uns in den meisten Fällen auch so. Damit unsere Pferde kein Angst vor uns haben, sollten wir umdenken und uns nicht mehr wie ein Raubtier verhalten.
Wir wollen schließlich, dass unser Pferd uns wie einen Freund und nicht wie einen Feind betrachtet.
Wenn ein Raubtier etwas will, dann holt es sich das auf dem direktesten und schnellsten Weg. Zum Beispiel geht ein Raubtier direkt ans Wasserloch, um zu trinken.
Ein Fluchttier nähert sich dem Wasserloch, bleibt stehen und prüft, ob der Weg dorthin sicher ist. Es bleibt also erst mal stehen und checkt die Lage. Nähert sich wieder und bleibt noch mal stehen, um zu horchen, ob die Luft wirklich rein ist. Erst dann geht es zum Trinken.
Nähern wir uns also unserem Pferd, um es aufzuhalftern und von der Koppel zu holen, sollten wir nicht direkt und schnellen Schrittes auf unser Pferd zugehen. Wir machen erst auf uns aufmerksam und rufen seinen Namen, Pfeifen oder Ähnliches. Haben wir dann die Aufmerksamkeit, aber das Pferd kommt nicht zu uns, gehen wir ein paar Schritte in seine Richtung. Anschließend bleiben wir stehen und warten einen Moment. Dann gehen wir in Schlangenlinien und bleiben immer mal wieder stehen. Das machen wir solange bis wir bei dem jeweiligen Pferd angekommen sind.
Achte auf deine Körperspannung, Mimik und Gestik während dem Aufhalftern!
- Pferde können Gesichter lesen und erkennen - versuche immer zu lächeln!
- Fixiere dein Pferd nicht, während du dich ihm näherst - habe die gesamte Umgebung im Blick!
- Mach dich nicht klein und schleiche nicht wie ein Raubtier - gehe aufgerichtet und offen auf dein Pferd zu!
Im nächsten Schritt dürfen wir das Pferd nicht einfach überfallen. Pferde treten nicht ungefragt in den Komfortbereich des anderen Pferdes ein. Außer sie sind das ranghöhere Tier und sie möchten, dass das rangniedere Tier weicht.
Wir wollen aber nicht, dass unser Pferd weicht, sondern das es stehen bleibt.
Pferde begrüßen sich durch gegenseitiges schnuppern – die Kontaktaufnahme.
Wir lassen das Pferd also an unserer Hand schnuppern. Hat es das getan, können wir unser Pferd am Widerrist berühren. (Fellchen kraulen)
Wir arbeiten uns vom Widerrist zum Kopf vor und ziehen dem Pferd schließlich das Halfter an.
Denke nicht in geraden Bahnen!
Die meisten Reiter holen ihr Pferd von der Koppel, um mit ihm zu arbeiten. Durchbreche diese gewohnten Muster. Gehe auch mal auf die Koppel mit dem Halfter in der Hand und besuche dein Pferd einfach nur. Streichel es ein bisschen, spiele ein bisschen mit ihm und gehe wieder, ohne ihm das Halfter angezogen zu haben oder das Pferd von der Koppel geholt zu haben.
Oder gehe auf die Koppel und halftere dein Pferd. Bevor du die Koppel verlässt, halfterst du dein Pferd ab und lässt es ohne zu Arbeiten wieder zu den anderen Pferden laufen.
Oder du gibst ihm etwas zu fressen und lässt es wieder auf die Koppel.
Ich möchte damit sagen, dass du dein Pferd nicht immer nur aufhalftern solltest, weil es gerade notwendig ist.
Mehr Spaß & Abenteuer!
Langweile dein Pferd nicht. Heut zu Tage sind viele Reiter kaum noch im Gelände und der Natur unterwegs. Ein Pferd gehört aber in die Natur und nicht auf einen ebenerdigen Reitplatz mit Sand.
Training und das Gymnastizieren ist wichtig – keine Frage! Aber dein Pferd sollte auch Spaß haben und Abenteuer erleben dürfen. Stell dir vor, du darfst nur noch von zu Hause weggehen, um ins Fitnessstudio gehen zu dürfen. Das wäre in etwa das Gleiche.
Mach dich interessant für dein Pferd!
Stell dir die Frage, was du deinem Pferd bieten kannst?- Was macht dich so besonders, dass es gerne seine Herde für dich verlässt?
- Was macht dich so interessant, dass es das saftige grüne Gras für dich stehen lässt?
- Was kannst du deinem Pferd bieten, dass besser ist, als faul in der Sonne zu dösen?
Die richtige Technik zum Aufhalftern!
Die richtige Technik macht den Unterschied. Oft sehe ich Pferdemenschen, die ihr Pferd während dem Aufhalftern fast erwürgen. Kein Wunder, dass der Kopf des Pferdes immer höher und höher geht, um dem unangenehmen Druck an der Kehle zu entkommen.
So ist es richtig!
Öffne einfach dein Halfter, senke den Kopf deines Pferdes und halftere von oben dein Pferd auf.